Begegnungen 2021 – und was sie ausgelöst haben

Haben Sie am Wochenende auch „Menschen, Bilder, Emotionen“ gesehen? Es war die letzte Sendung dieses Formats, die von Günther Jauch moderiert wurde. Deshalb gab es zu dem erwarteten Rückblick auf das Jahr 2021 auch Rückblicke in die 25-jährige Tätigkeit des Moderators. Schon beeindruckend, wen Günther Jauch über die Jahre im TV-Studio begrüßen durfte – wem er die Hand geschüttelt hat und wen er im Gespräch, wenn auch nur für wenige Minuten, kennenlernen durfte. In gewisser Weise geht es mir ähnlich, wenn ich so darüber nachdenke. Auch ich bin, zwar nicht als TV-Moderator, aber doch in der privilegierten Situation, nahezu täglich auf neue interessante Menschen treffen zu dürfen. Als Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Steinfurt-Warendorf begegne ich Menschen im Azubialter, wie in der Zusammenarbeit mit den Jugendlichen in der Youth Craft Factory, bis ins hohe Rentenalter, wenn ich zum Beispiel wie im Sommer dieses Jahres mal wieder einen Diamantenen Meisterbrief überreichen darf. Übrigens eine wirkliche Ehre für mich, denn was diese ehrwürdigen Meister im und für das Handwerk und damit auch für unser Land geleistet haben, ist einfach nur beeindruckend. Umso schöner, wenn ich mit meiner Aufwartung und der Urkunde in den Händen dazu beitragen kann, stellvertretend für das Handwerk meinen Hut vor dieser Lebensleistung zu ziehen.

Dankbarkeit

Ebenso ziehe ich meinen Hut vor den 783 Menschen, die sich bei uns in der Kreishandwerkerschaft Steinfurt-Warendorf, in den Innungen, den Prüfungsausschüssen, den Gremien sowie den angeschlossenen Vereinen ehrenamtlich engagieren. Vor allem die Prüfungsausschussmitglieder, die es ohnehin nicht immer leicht haben, hatten in diesem Jahr durch die Corona-Pandemie besonders erschwerte Bedingungen. Doch dank ihres Engagements, der Leidenschaft und mit viel Herzblut konnten auch in diesem Jahr wieder alle Prüfungen stattfinden. Mich persönlich erfüllt es mit großer Dankbarkeit, wenn ich diese Menschen sehe, mit ihnen spreche und weiß, dass sie alles im Griff haben. Diese Menschen sind wie alle unsere angestellten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Kreishandwerkerschaft Gold wert! Und es ist so wichtig, sich dies nicht nur am Tag des Ehrenamtes oder kurz vor Weihnachten, sondern bei jeder Begegnung immer wieder klarzumachen. Wann haben Sie Ihren Mitarbeitenden das letzte Mal aufrichtig „Danke“ gesagt?

Selbst dankbar sein, ist das eine. Dankbaren Menschen zu begegnen, etwas ganz Besonderes. In diesem Sommer durfte ich Menschen in den vom Hochwasser betroffenen Gebieten in Bad Münstereifel und in Schleiden treffen. Bei unserer Spendenaktion „Handwerk hilft Handwerkern“ kamen auf unseren Aufruf hin nicht nur zahlreiche Sachspenden, sondern auch Geldspenden zusammen, die ich in meiner Funktion als Mitglied des Präsidiums des Landesverbandes der Kreishandwerkerschaften in NRW symbolisch an zwei Betriebe übergeben konnte. Dieser Tag mit all seinen Begegnungen wird mir definitiv in Erinnerung bleiben. Ein unbeschreibliches Ausmaß an Zerstörung gepaart mit unendlich dankbaren Menschen, die im Übrigen nach wie vor Unterstützung beim Wiederaufbau benötigen. Denn die Menschen wollen weitermachen und lassen sich nicht unterkriegen. Noch jetzt in diesem Moment bekomme ich Gänsehaut, wenn ich an die gelebte Solidarität denke, die ich im Zuge der pragmatischen Spendenaktion persönlich erfahren und vor Ort in den Hochwassergebieten beobachten durfte.

Pragmatismus

Apropos pragmatisch: Ich habe vor Kurzem Paul kennenlernen dürfen. Paul macht eine Ausbildung zum Bau- und Landmaschinenmechatroniker, was „einfach sein Ding“ ist, wie er mir persönlich mit einem Leuchten in den Augen bestätigte. Für das Format „Dad`s Day“, bei dem wir in Videos einem Vater verschiedene Ausbildungsberufe im Handwerk näherbringen (schauen Sie doch mal hier … ), kam es zu folgendem Dialog: Ich wollte beim Dreh für das Elternpraktikum von Azubi Paul wissen, was denn mit dem defekten Mähdrescher passiere, der auf dem Feld liegen- bzw. stehengeblieben war. Die prompte Antwort von Paul finde ich nach wie vor grandios: „Der kann da ja nicht stehenbleiben.“ Stimmt, Paul! Logisch, dass es irgendeinen Weg geben muss, den Mähdrescher wieder flott zu bekommen. Statt viele Erwachsene, die vielleicht geantwortet hätten, was alles schon nicht funktioniert hat oder in welche Richtung man noch überlegen müsste, um das schwere Gerät zu bewegen, hat Paul lösungsorientiert nur das Ziel im Blick. Der Mähdrescher kann, auch wenn die Antriebswelle kaputt ist, nicht auf dem Feld stehenbleiben. Recht hat er! Wenn ich an diese Situation denke, muss ich sofort wieder schmunzeln. Es ist doch genau so einfach, wie Paul es auf den Punkt bringt. Ich wünschte mir, dass es in unserer Gesellschaft viel mehr solcher Machertypen geben würde. Und noch wichtiger ist es, dass wir alle genau diese Denke fördern und unterstützen, statt das Feuer der Leidenschaft bei so vielen jungen Menschen zu ersticken, ehe es richtig brennen kann. Genau deshalb mache ich meinen Job so gerne, um mich für dieses Feuer im Handwerk weiter einzusetzen.

Ich beende diesen Blogbeitrag jetzt, um auch etwas zu machen. Ich schreibe nämlich Weihnachtskarten. Von Hand! Eine handgeschriebene Weihnachtskarte ist für mich auch eine Art der Begegnung. Gerade in diesen Zeiten, in denen viele persönliche Treffen nur schwer möglich sind, zeigt diese Art des aneinander Denkens doch besondere Verbundenheit. Ich hoffe, dass jede einzelne meiner Karten bei den Empfängern etwas auslöst. Im besten Fall ein Lächeln.

Ich wünsche Ihnen eine schöne Adventszeit mit ebenso schönen Begegnungen!

Ihr Frank Tischner