Partnerschaftlich investieren

Keine Angst, ich gebe heute keine Beziehungstipps. Die Partnerschaft, über die ich schreibe, ist die Zusammenarbeit zwischen Deutschland und unseren internationalen Partnern in der ganzen Welt. Ich spreche hierbei aus persönlicher Erfahrung, denn seit vielen Jahren engagiert sich die Kreishandwerkerschaft Steinfurt Warendorf ­– zum Teil im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) – weit über die Grenzen Deutschlands hinaus.

Neben viel Zuspruch für unser Engagement, den ich von allen Seiten erhalte, werde ich auch immer mal wieder gefragt, warum wir uns überhaupt international einbringen. Die Antwort ist so kurz wie simpel: Weil wir Verantwortung übernehmen!

Auch die Bundesregierung hat sich in ihrem Koalitionsvertrag dazu verpflichtet, Verantwortung zu übernehmen und vereinbart, mindestens 0,7 Prozent des Bruttonationaleinkommens für Entwicklungszusammenarbeit auszugeben. Weiterhin wurde vereinbart, für jeden Euro, der in Rüstung fließt, einen weiteren Euro in die Bekämpfung extremer Armut und vermeidbarer Krankheiten zu stecken. Ein weiterer Fakt: Die Länder des Globalen Südens, die am wenigsten zur Klimakrise beigetragen haben, leiden am stärksten unter den Folgen, die die reichen Industrieländer maßgeblich verursacht haben.

Die Bekenntnisse des Koalitionsvertrages scheint so mancher Kritiker und auch der Bundesfinanzminister nicht mehr präsent zu haben. Was stattdessen aktuell in den Medien omnipräsent ist, sind Schlagzeilen wie „Entwicklungsministerin widersetzt sich Lindners Sparvorgaben“

Schlimmer noch ist das unsägliche Wiederkäuen auf dem viel zitierten Radweg in Peru, der übrigens lediglich ein kleiner Teil eines umfassenden Projekts zu Erreichung der Ziele des Pariser Klimaschutzabkommens ist. Denn die gesamte Weltgemeinschaft ist angehalten, ihre CO2-Emissionen zu senken – dafür müssen reichere Länder die ärmeren unterstützen. Wir können bei uns im Münsterland viel Engagement betreiben, genauso viel Sinn macht es aber, wenn wir parallel solche Projekte zur CO²-Reduzierung in z.B. Lima beginnen.

Das wird in den Medien aber nicht erklärt, sondern stattdessen mit einer Polemik, die aus den parteipolitischen Schützengräben kommt, auf eine ganz billige Art und Weise das diskreditiert, was in der internationalen Zusammenarbeit über viele Jahre u.a. von vielen Handwerksorganisationen aufgebaut wurde und erfolgreich läuft. Ich kann und will es nicht mehr hören und ich verstehe nicht, warum sich ein Bundesminister in den Medien zu dieser Polemik hinreißen lässt!

Warum „unser Geld“ in Drittländer investiert wird? Weil wir mit gezielten Projekten auch Fluchtursachen bekämpfen, ganz nach dem Motto „Hilfe zur Selbsthilfe“. Auch uns hilft es, wenn wir international vor Ort investieren und es den Menschen dort besser geht.

Wenn wir – und damit meine ich die Bundesregierung – nicht mehr zu unserem Wort stehen und unserer übernommenen Verantwortung nicht mehr gerecht werden – was dann? Wir überlassen die ärmeren Länder und die Menschen dort sich selbst und treiben sie weiter in die Abhängigkeit von Ländern wie Russland und China. Aus meiner Sicht ist es unsere demokratische Pflicht, ein ebenso demokratisches Gegengewicht zu diesen Mächten zu bilden. Vielleicht war es lange nicht nötiger als in diesen Zeiten.

Persönlich bin ich sehr stolz auf jedes einzelne der internationalen Bildungsprojekte, die ich bisher begleiten durfte. Mit viel Leidenschaft, Pragmatismus und Erfolg haben mein Team und ich die Ziele nicht nur erreicht, sondern oftmals übertroffen und damit Deutschland und dem Handwerk zu einem sehr positiven Image im Ausland verholfen. Und damit eins klar ist: Wir werden unser Engagement unbeirrt fortführen. Mit Leidenschaft für Demokratie und auf Augenhöhe mit den Menschen, mit denen wir zusammenarbeiten – in Deutschland und in der ganzen Welt. Das Handwerk übernimmt Verantwortung – mehr als so mancher Politiker, der dafür gewählt wurde.

Ihr Frank Tischner