Runter mit den Hüten!

Gemeinsam an einem Strang ziehen, Kräfte bündeln und Synergien nutzen – klingt in der Theorie gut, oder? Wenn es in der Praxis mal ebenso gelebt würde. Sie glauben gar nicht, was ich in meinen vielen Jahren in der Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Akteuren aus Politik und Wirtschaft schon alles erlebt habe. Da möchte jeder die Idee zuerst gehabt haben, auf dem Foto neben der wichtigen Person in der Mitte stehen, in der Ansprache einer Rede bloß nicht namentlich unerwähnt bleiben und selbstverständlich als wichtigster Partner im Projekt wertgeschätzt werden. Dabei geht es doch eigentlich um die Sache! Und selbst wenn diese eine gemeinsame ist, darf scheinbar das eigene Ego nicht zu kurz kommen.

Der ein oder andere mag an dieser Stelle augenverdrehend denken „Sagt ausgerechnet der, der selbst immer auf jedem Foto zu sehen und auf Social Media omnipräsent ist.“ Vielleicht zu Recht, denn ich bin auf vielen Fotos und nahezu täglich auf meinen Social Media Kanälen präsent, mit einem großen Unterschied. Es gibt immer im Bezug zum Handwerk und dessen Themen. Und es geht auch darum, wo und mit wem das Handwerk präsent ist. Es gibt keine privaten Themen oder Fotos. Warum nutze ich diese Kanäle? Weil ich es kann, weil die Menschen es sehen wollen, weil ich ein sehr positives Feedback bekomme und weil es mir Spaß macht. Außerdem ist es wichtig für die Sichtbarkeit der Arbeit, die ich mitgestalte. Ich bin sicher kein Influencer, aber meine Reichweite habe ich mir über die Jahre selbst erarbeitet und sie ist das Ergebnis harter Öffentlichkeitsarbeit. Diese Reichweite nutze ich gern, um auf wichtige Anliegen und Projekte aufmerksam zu machen. Das ist, wenn Sie so wollen, eine meiner Kernkompetenzen, die ich gern einbringe, wenn es darum geht, Dinge voranzubringen. Das dies an der ein oder anderen Stelle oder von einzelnen Personen mit Neid betrachtet wird, ist geschenkt. 

Breit aufstellen – effizient netzwerken

Auf einer der vielen Veranstaltungen, denen ich in meiner Funktion als Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Steinfurt Warendorf beiwohnen darf und die – nur mal angemerkt – oft in den Abendstunden und am Wochenende stattfinden, war kürzlich WDR-Intendant Tom Buhrow Gastredner. Eine seiner Schilderungen fällt mir passend zum Thema an dieser Stelle ein. Fernsehsender haben früher nur analoges Fernsehen ausgestrahlt. Eine der vielen am Markt verfügbaren TV-Zeitungen haben sie nie herausgegeben, obwohl sie die Möglichkeiten dazu gehabt hätten. Das haben sie den Verlagen überlassen und sich stattdessen auf ihre Kernkompetenz, das TV-Programm konzentriert. Heute sind TV-Sender selbstverständlich auch digital und auf Social Media präsent. Um die breite Masse zu erreichen, muss man sich als TV-Sender, aber auch als Zeitungsverlag neu und breit aufstellen, da sich der komplette Markt verändert hat. Der Druck wird größer, aber dennoch schafft man es, gemeinsam zu kooperieren. Und nicht alles muss man selbst machen.

Wir alle wissen, dass personelle und finanzielle Ressourcen knapp sind. Warum nutzen wir dann nicht die offensichtlichen Vorteile, die uns echte und ehrliche Netzwerkarbeit bietet? Der eine Partner übernimmt das, der andere jenes – die Ergebnisse werden gegenseitig geteilt und führen dazu, dass alle Beteiligten schneller ans gemeinsame Ziel kommen und im Idealfall in der Zusammenarbeit sogar noch voneinander lernen. Das wäre effizientes und effektives Netzwerken und Arbeiten!

Ich sage Ihnen, warum das leider immer wieder noch nicht funktioniert: Es gibt Menschen, die möchten nicht nur einen Hut aufhaben, sondern es muss gleich der größte Hut von allen sein. Wenn sie den nicht aufgesetzt bekommen, sind sie nicht dabei, machen die Arbeit der anderen Beteiligten schlecht oder verhindern sogar Fortschritte, weil für sie selbst nicht genug dabei herausspringt und der Spalt, durch den die Sonne scheint, für das eigene Ego nicht breit genug ist. Dieses Kirchturmdenken geht mir fürchterlich auf den Keks, denn es bringt uns nicht weiter. Nicht in einem einzigen Projekt und schon gar nicht als Gesellschaft. Zum Glück gibt es auch viele, viele Menschen, die sich gern mit neuen Partnern vernetzen, ihre jeweiligen Stärken einbringen und es zu schätzen wissen, dass manche voran gehen – nicht, um sich selbst dafür auf die Schultern zu klopfen, sondern um den Erfolg der gemeinsamen Sache überhaupt erst möglich zu machen. So wie in diesem Projekt: www.inklusion-münsterland.de

In diesem Sinne: Runter mit den Hüten und ran an den gemeinsamen Strang!

Ihr Frank Tischner