Das passende Modell?
Diese und kommende Woche haben wir sie (fast) alle. Was Karfreitag und Ostermontag in diesem Jahr ohne jegliches politisches oder unternehmerisches Zutun im Kalender manifestieren, ist etwas, über das die Gesellschaft aktuell diskutiert: die Vier-Tage-Woche.
Die Medien vermitteln uns: Alle Arbeitnehmenden wollen die Vier-Tage-Woche. Studien belegen, dass die Vier-Tage-Woche das Arbeiten effektiver und effizienter macht. Eine verkürzte Arbeitswoche steigert die Motivation der Mitarbeitenden, was zu einer höheren Produktivität führt. Davon würden nicht nur die Unternehmen und damit unsere Wirtschaft profitieren, sondern natürlich in erster Linie jeder einzelne Mensch, der mit der Vier-Tage-Woche gleich ein Drei-Tage-Wochenende mitgeliefert bekommt. Und damit mehr Zeit für Familie und Freizeit. Ein Tag mehr in der Woche für Familienausflüge, Freunde treffen oder Sport sind der größte Vorteil der Vier-Tage-Woche für Beschäftigte. Der weitere freie Tag pro Woche wirkt sich positiv auf die Gesundheit aus. Dank der längeren Regenerationszeit sinken sogar Stresslevel und Burnout-Gefahr. So weit so gut.
Doch wer die Fünf-Tage-Woche auf eine Vier-Tage-Woche reduzieren möchte, reduziert nicht die eigentliche Arbeit oder den vertraglich vereinbarten Stundenumfang und dem entsprechenden Stundenumfang. Diese werden in einer Vier-Tage-Woche eben nur auf weniger Tage verteilt. Klingt das dann immer noch so attraktiv? Ich denke dabei vor allem an das Handwerk: Möglicherweise bis zu zehn Stunden statt acht Stunden auf der Baustelle? Ob das wirklich der Gesundheit dient? Möchte man nicht lieber an allen Arbeitstagen früher zu Hause sein, um sich um private Themen zu kümmern, als zehn Stunden am Tag zu arbeiten? Es gibt sicher Arbeitnehmer, für die die Vier-Tage-Woche in ihrer individuellen Lebenssituation gut funktioniert. Bestimmt ist auch die ein oder andere Arbeitgeberin davon überzeugt, dass die Vier-Tage-Woche für ihr Unternehmen das richtige Modell ist, aber bitte lassen Sie uns nicht verallgemeinern.
Wussten Sie, dass bei einem Arbeitstag mit zehn Stunden der Arbeitgeber keine Möglichkeit hat, auch nur eine Überstunde anzuordnen? Selbst wenn die Arbeitnehmenden freiwillig sagen würden „Kommt, das machen wir heute noch fertig“ wäre dies nach zehn Stunden Arbeit nicht gestattet, weil es gegen das Arbeitszeitschutzgesetzt verstößt. Zehn Arbeitsstunden täglich sind eine feste Grenze. Wird dagegen verstoßen, können Bußgelder von bis zu 30.000 Euro fällig werden.
Um das klarzustellen: Ich bin sehr für angepasste Arbeitszeiten mit einer höheren Flexibilität. Diese Flexibilisierung muss aber auch zu den Bedürfnissen, Wünschen und Zielen passen – und zwar gleichermaßen für Arbeitnehmende wie für die Arbeitgeber. So verstehe ich verantwortungsvolle Wirtschaft im Handwerk. Hand in Hand gemeinsam nach Lösungen suchen und danach handeln.
Persönlich finde ich es besser, wenn es flexible und individuelle Lösungen gibt, als allen das Modell der Vier-Tage-Woche überzustülpen. Denn wenn auch auf der Mütze „one size fits all“ steht, passt sie nicht allen wie auch das Modell der Vier-Tage-Woche.
Ihr Frank Tischner