Mixed Teams – Die Mischung macht‘s

Haben Sie die Olympischen Spiele in Tokio verfolgt? Ich persönlich war und bin immer noch beeindruckt von den dort gezeigten Leistungen der Sportlerinnen und Sportler. Und damit meine ich nicht nur die gewonnenen Goldmedaillen, von denen übrigens sieben der insgesamt zehn für Deutschland von Frauen errungen wurden. Nein, mir bleiben andere Olympiamomente in Erinnerung. So wie der von US-Turnerin Simone Biles, die sich für ihre mentale Gesundheit zunächst aus dem Teamwettbewerb zurückzog, um aus dieser Pause heraus gestärkt hervorzugehen und dann im Einzelwettkampf auf dem Schwebebalken Bronze zu gewinnen. Statt ihr Zurückziehen als Schwäche zu deuten, erfährt sie in nie dagewesener Art und Weise Zuspruch und Anerkennung dafür, dass sie offen über ihre psychischen Probleme spricht.

Und auch für die Männer scheinen plötzlich Dinge ganz normal, die sie vor einigen Jahren noch nicht öffentlich gezeigt hätten – mal ganz abgesehen von ihrer sexuellen Orientierung – wie Tränen zeigen und Maschen aufnehmen. Der britische Turmspringer Tom Daley ist nach der Goldmedaille im Synchronspringen so ergriffen, dass er die Tränen nicht zurückhält. Und beim Zusehen von der Zuschauertribüne strickt er sich sogar eine Olympiadecke und eine Schutzhülle für seine Goldmedaille.

Ich habe spannende Frauen-Wettkämpfe in den ehemals von Männern dominierten Ballsportarten wie Volleyball und Basketball verfolgt. Mehrfach wurde dies in der Berichterstattung rund um Olympia als „besonders“ dargestellt. Aber ist es das?

Mixed Teams für mehr Erfolg

Es gab bei dieser Olympiade so viele gemischte Teams wie noch nie, aber dennoch sind sie noch die Ausnahme. Bereits etabliert sind Mixed-Wettbewerbe im Badminton und der 4x400m-Staffel Leichtathletik. In Tokio zum ersten Mal gemischt wurde bei Judo, Bogenschießen, Triathlon und Tischtennis. Die deutschen Judokas gewannen sogar Bronze im Mixed-Wettbewerb.

Studien (z. B. „Delivering through Diversity”, McKinsey 2018 ) belegen, dass geschlechtergemischte Teams die besseren Ergebnisse erzielen. Das gilt im Sport ebenso wie in der Wirtschaft und natürlich auch im Handwerk. Die Stimmung in gemischten Teams ist meist ausgeglichener als in reinen Frauen- oder Männergruppen. Das weiß jede gute Führungskraft. Was bei Olympia erst seit einigen Jahren Trend ist, ist im Handwerk immer mehr gelebte Realität ist. Frauen im Handwerk sind längst nicht mehr das „Besondere“, sondern das „Normale“ – und das ist mehr als notwendig, zeitgemäß und auch wünschenswert. Frauen gehören schon lange in früheren „Männerberufen“ zum normalen Bild, ebenso wie Männer ganz selbstverständlich „Frauenberufe“ besetzen. Und das ist auch gut so! Handwerker und Handwerkerinnen arbeiten gemeinsam im Team, in der Werkstatt wie auf der Baustelle und im Büro. Auch die Betriebsleitung wird immer mehr von Frauen übernommen, weil im Handwerk auf fachliche und persönliche Eignung geschaut wird und eben nicht auf das Geschlecht. Die Betriebe sind glücklich, dass immer mehr Frauen ins Handwerk kommen – ganz ohne Quoten. Das geht, weil alle sich „normal“ verhalten und es keine Quoten braucht.

Auf dem Instagramkanal unserer YouthCraftFactory sehen wir zum Beispiel viele junge Frauen, die ihr Glück im Handwerk gefunden haben. Diese Form der Normalität wünsche ich mir an vielen anderen Stellen in Deutschland. Wir sind und denken oft zu kompliziert, anstatt „einfach zu machen“. Der olympische Gedanke lautet „Dabei sein ist alles“ – lassen Sie uns diesen Gedanken ganzjährig im Herzen tragen und dafür sorgen, dass alle einfach (mit)machen können.

Übrigens starten am 24. August die Paralympics. Die nächste Gelegenheit, um zu verfolgen, wie Menschen sich trotz ihrer Einzigartigkeiten „normal“ verhalten und mit diesem Verständnis im Team Großartiges leisten können. Ich drücke den 134 deutschen Sportlerinnen und Sportlern schon jetzt fest die Daumen. Für mich ganz normal!

Ihr Frank Tischner